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07.02.2020
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ZEITzeugen an der Oste - von der Quelle bis zur Mündung -
Ein Projekt & Elke Loewe
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Wer hat noch Zeit, den Menschen zuzuhören,
die das 20. Jahrhundert fast in Gänze erlebt haben? Die jetzt Zeit haben, davon zu berichten, oder aus „ihrer Zeit“ etwas aufschreiben wollen, eventuell sogar schon aufgeschrieben haben.
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Zeit läuft.
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Zeit verrinnt.
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Über das Leben an der Oste und über das Leben „draußen“, wenn einer fort war und wieder heimkehrte. Über die Landwirtschaft, die Schule, die kirchlichen und die weltlichen Feste, die Seefahrt, den Krieg, das Essen, die Kleidung, die Bräuche, die Spiele.
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Zeit ist kostbar.
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Zeit vergeht.
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Zeit ist knapp.
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Die Ostechronik will all denen längs der Oste, Zeit und Platz geben, die aus ihrer Kindheit und Jugend und ihrem jungen Erwachsensein etwas zu berichten haben und später in einem Buch dokumentieren, was sonst verloren ginge.
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Zeit ist Geld.
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Vielleicht lassen sich auch noch ein paar Schwarz-Weißfotos in einem Album finden oder aus einer Schublade hervorkramen. Bilder erzählen Geschichten, sie brauchen oft nur wenig Worte. Dazu gehören die Namen der Abgebildeten, der Anlass, der Ort und das Datum der Aufnahme, falls bekannt.
Bilder oben, Archiv: Gerhard Oellerich, Blumenthal Johannes Hagenah, Burweg Heinrich Borchers, Kranenburg
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Online, in der Ostechronik, sollen vorab immer wieder Fotos zu sehen sein, so wie diese aus dem Album von Hilda Lünsmann aus Bossel.
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1942 Beim Steckrübenpflanzen an der B 73 vor Himmelpforten, Gemarkung Bossel.
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Während des 2. Weltkriegs, als Bernhard Hellwege Soldat war, lebte seine Frau Gretchen bei Familie Borchers in Bossel, deren Nachbarn waren die Bauern Hagenah. Es war selbstverständlich, dass die Frauen bei der Feldarbeit anpackten und sich gegenseitig auf den Höfen halfen. Im irdenen Krug, der „Drinkerkann“, befand sich Malzkaffee, „Muckefuck“, und im Korb selbstgebackener Butterkuchen. Auf diesem Foto, von links nach rechts: Gretchen Hellwege, Anne Hagenah, Catharina Hagenah, Käthe Wienberg und Erna Dankers.
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1912 – 1934 Kindheit und Jugend in Kranenburg Erinnerungen eines Sohnes der Oste, aufgeschrieben von Bernhard Hellwege, Oldendorf, Juli 2004.
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1926. Cranenburger Vorkonfirmanden auf dem Eis der zugefrorenen Wiesen an der Oste. Von links, ab 3. Jungen: Johannes Peters, später Hausschlachter und Reetdecker, Bernhard Hellwege, mit Schülermütze des Athenaeums, Johannes Kühlcke, übernahm den väterlichen Hof, heute Dorfstraße 10, Johannes Siems, übernahm den väterlichen Hof, heute Möhlendieck 25.
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1950. Blick von der Klinter Seite auf die Cranenburger Fährstelle, die etwa 1 km entfernt vom Cranenburger Ortskern lag, der um 1700 auf die höhere Geest verlegt worden war. Durch die sumpfigen Wiesen der Oste führte ein Damm, die „Specken“, zur Fähre. Eine Klingel war das Signal für den Fährmann: „Hol över“.
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Auf der anderen Seite der Oste angekommen, hasteten wir meist auf der Deichkrone, dann durch den Ort Klint nach Hechthausen zur Kirche. Dort gab sich Pastor Gossel, ein gebürtiger Ostfriese, viel Mühe mit uns. Gelegentlich musste von uns Sündern eine Ohrfeige eingesteckt werden. Doch auch die längsten Unterrichtsstunden gehen einmal zu Ende. Für uns hieß das: Auf dem schnellsten Wege zum Bäcker Wunderlich, heute Daetz. Wegen der längeren Abwesenheit von zu Hause bekam ich damals 1 Groschen mit. Der reichte gerade für 2 "Muusschüllen", eine Art Schneckengebäck, die mich restlos glücklich machten. Gelassen traten wir dann den Rückweg an. Aber wenn beim Geesthof in Klint, Besitz derer von Marschalck, die Nüsse und Esskastanien reif waren, war die Versuchung groß, und es konnte geschehen, dass einige der Früchte in unseren Taschen landeten. Es war der Sommer 1926. Eine Mittwoch-Kinderlehre in der Kirche zu Hechthausen stand an. Nach 2 Stunden Unterricht in der Cranenburger Schule bei Lehrer Hinrich Decker, eilten wir im Galopp zur Fähre an die Oste. Wir hatten eine heimliche Absprache mit unseren beiden Mädchen getroffen und alles lief nach Plan. Das abgesprochene Schaukeln im Kahn war recht heftig. Der Fährmann war deshalb sehr ungehalten und schimpfte: "Verdreihte Jungs". Wir hatten aber unsere Freude, weil es viel schöner war als der Unterricht beim Lehrer und beim Pastoren. Als wir später wieder an die Fähre kamen, läuteten wir die Fährglocke, d.h. "Hol över". Aber unser lieber Fährmann kam nicht sofort. Auch wiederholtes Läuten half nicht. Er kam erst nach etwa einer halben Stunde. Äußerlich hielten wir uns ganz „artig“.
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1946/47. Heino Röber beim Wriggen des Fährkahns, „Fährkahnschippern“
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1947. Heina (genannt Heino) Röber, Sohn der Fährfrau Trinchen Röber, deren Mann im Krieg gefallen war. Der Vater des kleinen Mädchens, zu Besuch aus Hamburg, machte diese Aufnahme.
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Diese wöchentlichen Fährabenteuer endeten 1926, denn Cranenburg wurde umgepfarrt nach Oldendorf. Jetzt war Radfahren angesagt. Das konnte ich aber noch nicht. Zu der Zeit gab es nur ein Herrenfahrrad in meinem Elternhaus, Marke Burgsmüller aus Bad Harzburg. Das stand auf dem Flur. Ich durfte es noch nicht mal anfassen. Weil aber meine Mitkonfirmanden, um nach Oldendorf zu gelangen, ein Fahrrad zur Verfügung bekamen, überließ man mir das wertvolle Stück doch zum Üben. Das allerdings war nicht so einfach. Meine kurzen Beine reichten noch nicht vom Sattel zu den Pedalen, so dass ich unter “der Stange durch“ üben musste. Das alles nahm ich trotz der Stürze am Rande der Sandkuhle gerne in Kauf.
Bis die Konfirmation am Gründonnerstag 1927 mit Pastor Hittmeyer, den wir sehr mochten, gefeiert werden konnte, musste aber auch noch das unvermeidliche Poesiealbum die Runde machen, traditionell in dieser Reihenfolge: Lehrer, Eltern, Geschwister, Mitkonfirmanden und Mitschüler. Der Gründonnerstag war damals ein Feiertag. Für uns 5 Cranenburger Jungen, erstmals in langen Hosen, hieß es deshalb nachmittags Rauchen üben, ganz weit weg vom Dorf, hinten im Kampen an der Oste.
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1927. Konfirmanden des Kirchspiels Oldendorf vor dem reetgedeckten Pfarrhaus in Oldendorf, Hauptstraße. Es sind die ersten Konfirmanden der vorher selbständigen Kapellengemeinde Cranenburg, die 1926 nach Oldendorf umgepfarrt wurde.
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Oberschulzeit
In meiner Oberschulzeit von 1927-1933 in Stade, blieb mir weniger Zeit für meine Oste. Doch während der Heuernte in den Ostewiesen im "Heufeld" oder gar unmittelbar am Ostedeich "im Gehren" zogen immer noch die Oste-Ewer vorbei, oft auch hochbeladen mit Stackbusch, und die Sehnsucht blieb.
Studium
Als dann 1936 mein Studium an der Hochschule für Lehrerbildung in Kiel begann, war die Sehnsucht noch stärker geworden, denn in dem damaligen Reichskriegshafen konnte ich viele Stapelläufe von Schlachtschiffen, Kreuzern und U-Booten miterleben. In den ersten Sommerferien 1934 wurde mein langersehnter Traum endlich Wirklichkeit.
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1934. Die „Ostetal“ aus Brobergen. Das Segelschiff mit Hilfsmotor hatte 240 qm Segelfläche. Größe: 152 BRT, Länge: 30,74 m, 120 PS Dieselmotor, auch Logger gennannt.
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Besatzung: Kapitän: Friedrich Steffens, 1908-1971, Steuermann: Klaus Steffens, Matrose: Johann Steffens. (drei Brüder). Leichtmatrose: Anton aus Schleswig Holstein. Schiffsjunge: Erich aus Ostpreußen. Steward, „Smutje“: Bernhard Hellwege aus Cranenburg.
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Start auf "Große Fahrt"
Mit der "Ostetal" aus Brobergen ging es kreuz und quer über die Ostsee. Es handelte sich um ein Segelschiff mit Hilfsmotor, d.h. es fuhr noch mit voller Besegelung und hatte 240 qm Segelfläche. Die Fahrt begann am 29. August 1934 in Bremen und barg für mich als Landratte schon gleich eine böse Überraschung. Als auf der Höhe des Leuchtturmes "Roter Sand" ein Sturm aus Nordwest mit unserer „Ostetal“ sein böses Spiel trieb, war mir so elend, dass ich diese Seekrankheit bis heute nicht vergessen habe. Aber es war auch das einzige Mal auf der Reise.
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Am Sonnabend nahm mich wiederum der Kapitän mit an Land, um die Sehenswürdigkeiten von Königsberg kennen zu lernen: Das Schloss, den Dom mit dem Kant-Denkmal, die alte Universität und das Rathaus. Den Sonntag hatten wir uns für einen Ausflug nach Cranz mit seinem herrlichen Strand an der Küste reserviert. Dort besichtigten wir auch das hochinteressante Bernsteinmuseum.
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Mit einer Ladung aus Öl in Fässern, Gips in Säcken, Zinkplatten, Baumwolle und anderem Stückgut fuhren wir nun zum polnischen, modern und großzügig angelegten Hafen Gdingen. An Zopott und Neufahrwasser vorbei, erreichten wir bald wieder die offene See. Am nächsten Morgen konnten wir die schwedische Küste sehen, und der Lotse kam an Bord, um uns sicher durch die gefahrvolle Schärenwelt zu führen. Wie Schwalbennester, an die kahlen Felsen geklebt, lagen die rotweiß gestrichenen Holzhäuser malerisch verteilt in dieser bizarren Inselwelt. Die Seefestung Vaxholm sperrte plötzlich das Fahrwasser ab. Sie wurde zum Schutz Stockholms errichtet. Aber es war noch Frieden und wir erreichten wohlbehalten unseren Liegeplatz im Hafen von Stockholm.
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1934. Fischerboote im Kurischen Haff
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Die schwedischen Zollbeamten kamen am nächsten Morgen an Bord und suchten eifrig nach Alkohol und Tabak, aber vergeblich. Im Innenhafen löschten wir einen Teil der Ladung, z.B. die Ölfässer. Am Tag darauf zeigte mir der Kapitän die besonderen Sehenswürdigkeiten Stockholms: das königliche Schloss, den schwedischen Reichstag und das Rathaus, alles verteilt auf den zahllosen Inseln der Stadt, während die Mannschaft weiter die Löscharbeiten erledigte. Man bezeichnete und bezeichnet noch heute Stockholm als das Venedig des Nordens. Nach 2 Tagen hieß es Abschied nehmen von Stockholm. Wir fuhren nun landeinwärts in den Mälarsee nach dem Hafen Westeras, einer kleinen Stadt von etwa damals 30 000 Einwohnern. Mit neuer Fracht beladen ging es zurück über Stockholm wieder in Richtung Osten. Bei gutem achterlichen Wind unter voller Besegelung beschäftigte man uns mit Reinschiffmachen und Malen. Die Ostsee überquerten wir in 2 Tagen und liefen in den finnischen Meerbusen ein. Dort grüßten uns die Türme von Reval am estnischen Ufer und die Türme von Helsinki der finnischen Hauptstadt. In Kotka, dem letzten Hafen der Finnen nahe der russischen Grenze, damals noch der mächtigen Sowjet-Union, mussten wir uns vor Reede legen. Die Kaimauer war nur für größere Schiffe reserviert. Dort lagen wir 5 Tage, löschten das letzte Stückgut aus Schweden, ehe die Stauer, größtenteils Frauen, 6680 cbm Holz von längsseits liegenden überdachten Prähmen auf der „Ostetal“ verstaut hatten.
Inzwischen hatte sich ein sehr gutes freundschaftliches Verhältnis zwischen der Mannschaft und mir entwickelt, zumal der Kapitän Friedrich Steffens nur 4 Jahre älter war als ich. Diese Freundschaft hat noch viele Jahre später Bestand gehabt.
Kotka, damals 17000 Einwohner, war ein aufblühender Handelshafen, in erster Linie für Holz. Mit uns zusammen lagen 7 Segelschiffe dort auf Reede, die Holz luden. Die Schiffshändler kamen deshalb mit ihren Booten längsseits, um Lebensmittel anzubieten.
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Für mich begann nun das Abenteuer, das Land der 1000 Seen und Wälder zu erkunden. Mit dem Bus machte ich mich auf den Weg, die Seen, die Wasserfälle von Langinkoski, sowie die urigen Wälder zu erleben.
Schwer mit Holz beladen begann die Rückreise Kurs West auf direktem Wege nach Deutschland. Aber westliche Stürme, gegen die wir ankreuzen mussten, verzögerten unsere Reise. Dadurch gingen unsere Lebensmittel zur Neige. Wir verzehrten die Reste vom schwedischen Knäckebrot und auch der Milchvorrat ging zu Ende. An der estnischen Küste, südlich der Insel Ösel, legten wir eine Pause ein. Dort ruderten wir mit unserem Beiboot an Land und kauften Brot ein. Nach 5 Wochen war die "Große Fahrt" mit der stolzen "Ostetal" beendet, und ich konnte in Cuxhaven wohlbehalten an Land gehen.
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1951 - 1962 Grabenschau des Burweger Deich- und Schleusenverbandes - aufgeschrieben von Burkhard Düvel, Burweg, August 2004
Wie kommt das Wasser vom Land in die Oste?
Um Wiesen und Acker bewirtschaften zu können, mussten sie entwässert werden. Dies geschah zuerst mit Sielen, die durch den Deich gelegt waren und am Auslauf eine Klappe hatten. Im Zuge der Küstenabsenkung begannen die Siele zu verschlicken. Nun wurde eine Schleuse gebaut, an die das neu erstellte "Längsfleth" angeschlossen war. In dieses mündeten dann die "Deichgrift", die "Kleyflethe" das "Neerworthen", die "Moorlandswettern“ und die "Hausworthenwettern“. Als auch die Schleuse immer wieder verschlickte, wurde 1927 das erste Schöpfwerk errichtet. Im Zuge der Flurbereinigung wurden Polderschöpfwerke gebaut, das Land drainiert und die Flethe verrohrt.
Die „Schau"
Geschaut, d.h. besichtigt, wurden alle Wasserläufe die zur Entwässerung des Burweger Deich- und Schleusenverbandes gehörten. Ebenso die Verteidigungsdeiche, wie Ostedeich, Siedwende, Beekdeich, Staum- und Koopmannsdeich. Diese Deiche verhinderten, dass, wenn der Beekdeich überlief, Wasser in die Feldmark des Deich- und Schleusenverbandes floss. Die Schau war und ist auch heute noch eine "ernste Angelegenheit", denn Deichgraf und Geschworene haben eine Autorität, der man sich als Mitglied unterzuordnen hat. Ich selbst bin fast 50 Jahre mit zur "Schau" gegangen.
...und wie sie damals ablief
Im Frühjahr 1951 wurde meine Mutter gefragt, ob sie die "Schauen" haben wolle, denn die Schauen gingen immer von Mitglied zu Mitglied. Ich war damals noch beim Bauern, bekam aber Urlaub. Weil die Schau immer in der Woche nach dem Himmelpfortener Markt war, gab es viel zu erzählen, oft aber auch Meinungsverschiedenheiten. Diese wurden durch "Köm" beigelegt. Wir holten von Tine Kröger (Tine Hellwege, jetzt Storchennest) einen Demillion Korn = 25 Liter.
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Um 1933. Gasthof Claus Hellwege. Später Gastwirtschaft Tine „Kröger“, eigentlich Tine Hellwege, an der Kreuzung Stade-Cuxhaven - Burweg – Bossel / Blumenthal, heute “Storchennest”.
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Zur Schau waren alle 16 Mann anwesend. Wer nicht soviel Land im Verband hatte, ging nur jede 2. oder 3. Tour mit. Die Schau wurde um 9.00 Uhr anberaumt und dann ging es nach Einteilung eines Geschworenen sowie eines Mitgliedes los. "Die alten Herren" hatten noch den "runden" Hut auf, und ein Handstock gehörte immer dazu. Wir gingen alle zur Siedwende und von da aus verteilten wir uns. Die alten Herren bekamen die kürzeren Strecken. Da ich der Jüngste war, musste ich mit dem Deichgrafen gehen. Über Sietwende, den Ostedeich, Beekdeich, Kajedeich und Koopmannsdeich. Das war die längste Strecke und dauerte 2 1/2 bis 3 Stunden. (Der Koopmannsdeich endete bei Martha Brinkmann, früher Koopmann, an der Eisenbahn) Abend um 7 - halb 8 h wurden wir zu Kaffee und Butterkuchen eingeladen. Der Kaffee wurde mit 1 Mark pro Mann bezahlt!
Dann wurde der offizielle Teil abgewickelt, der stand dann im Protokollbuch.
Was ich hier noch aufgeschrieben habe, entspricht nicht dem Protokoll, aber es erzählt, dass es viele "kleinere" Vorfälle gab.
"Un denn wör Schauen fiert"
So ca. alle 10 Minuten einen "Köm", nachher weniger. Auf dem Tisch standen Tabak und Streichhölzer zum Gebrauch. Zigarren oder Zigaretten mussten mitgebracht werden, es gab auch kein Bier oder Brause, das kam erst später.
Im Frühjahr 1953 war die Schau bei Klaus Tiedemann (Blaue Straße). Ich war nicht mit, weil ich in Köln auf der DLG Schau war. Damals ist Klaus Tiedemanns Sohn Jürgen geboren worden. Emil Hedrich hat ihn bei einer Polonäse über die Diele getragen. Anschließend gab es einen Laternenumzug über den Hüsloh.
Die Herbstschau 1954 fand bei C. Buck statt. Wir bekamen satt zu Essen und zu Trinken. Gegen Morgen brachten wir unseren Deichgrafen Chr. Hagenah nach Hause aufs Sofa und sangen: "Ade nun zur guten Nacht". Hinrich Jarck aus der Bauernreihe musste dann noch nachsehen, ob bei Gertrud "alles in Ordnung" war und Hinrich Schradiek meinte, dass vielleicht auch noch ein Buddel "Köm" im Schrank sei.
Im Herbst 1955 fand die Schau Bei Hinrich Schradiek statt. Es wurde morgens schon einiges bereinigt und somit etwas mehr getrunken. Bei den Abendfeierlichkeiten erfreute uns Albert Andersohn als einarmiger Geiger. Ich musste am anderen Tag meine Joppe holen, dabei erzählte Hinrich Schradiek, wir hätten pro Mann 1 1/2 Liter ausgetrunken.
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An der Sietwende. Ein Schutzdeich der die Gemarkung Blumentahl und Burweg von der Oste bis zur K 66 trennt. Bei einem Deichbruch in Blumenthal, würde das Wasser die tiefergelegenen Flächen an der Oste von Burweg bis nach Großenwörden überfluten.
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Die Frühjahrs-Schau 1956 fand seit längerer Zeit wieder beim Bauern Heinrich Hagenah (9) statt. Alles war bestens verlaufen. Um 23.00 Uhr sagte Johann Hellwege (Horst) zu mir: "Ik will no Huus." Ich meinte, er solle doch noch bleiben, ich würde ihn hinbringen. Johann blieb. Morgens um halb 4 sagte er: "Ik will no Huus, spann man an!" Darauf holte ich die Pferde von der Weide, machte unseren Einspänner klar und spannte den Schimmel ein. Wie ich bei Heinrich Hagenah ankam, hatten sie schon Grün von den Bäumen gebrochen. Emil Hedrich sollte von Gretchen Offermann die Handharmonike holen. Er kam unverrichteter Dinge zurück. Als wir aber mit Pferd und Wagen vorgefahren waren, bekamen wir doch noch Musik mit. Klaus Tomfelde saß neben mir auf dem Sittelbrett und sagte nur immer: "Hol em good fast". Auf der Horst stand schon der Demillion auf dem Tisch. Ich hatte genug mit meinem Pferd zu tun, aber morgens um 7 Uhr waren wir wieder zu Hause.
Als wir im Herbst 1960 bei Klaus Tiedemann waren, heizte "Bur Jarck" (Hinrich Jarck, 10) gegen Morgen den Herd an und sagte den Frauen, sie könnten aufstehen. Zu "Bur Jarck" muss gesagt werden, er hatte immer einen „im Sinn" und wurde fast nie „duun“, denn er goss den Schnaps in den Jackenärmel!
Zur Herbstschau 1962 waren wir bei Albert Offermann. Wir hatten einen schönen Abend. Johann Offermann spielte auf der Harmonika. Ab und zu schaute er auf die Uhr und rief "Korl", dann durfte Karl Rademaker einen einschenken. Dieses Jahr kam Karl-Heinz Hagenah zum ersten Mal mit. Um aufgenommen zu werden, musste er über die "Feuerzange" springen! (Nachts 24 Uhr) Wir besahen das Vieh im Stall und auf Anraten von Carsten Buck sollte ein Bulle geschätzt werden. Danach nahm ihn Karl-Heinz Hagenah in den Halfter und er wurde bei Stegemann gewogen. Ich glaube, wir haben das Pfund, was wir vorbei geschätzt haben, mit einem Groschen bezahlt. Jedenfalls wurden für das Geld Köm und Essen gekauft. Dann war der Köm weg (früher kühlten wir ihn draußen im Wassereimer) und Johann rief: "Gretchen!" Sie musste zu Stegemann gehen und Köm holen. Als sie wiederkam war unser Köm plötzlich wieder da!! "Bur Jarck" har em versteken!“
Wir haben noch viele schöne Schauen gefeiert, aber alle weiß ich nicht mehr. Es sind ja auch nur Erinnerungen an besondere Begebenheiten.
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Die OsteChronik - ZEITzeugen dieser Seite:
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17. Juli 2006 Burkhard Düvel, Jahrgang 1930, vor seinem Haus in Burweg
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Wer etwas erzählen möchte oder noch Fotos in der Schublade hat, die zu schade sind, vergessen zu werden, der kann schreiben, anrufen oder mailen an
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